Ansprache am 15.08.2016 auf dem Rathausplatz vom Kämmerer der Gemeinde Heiden

Ansprache von Günter Nienhaus am 15.08.2016

Bin ich gut zu verstehen? Moin, na, habt Ihr alle gute Laune? Macht nichts, ich garantiere euch, die geht wieder vorüber, nur hoffentlich nicht bereits in den nächsten 10 Minuten.

Sehr geehrte Majestäten, sehr geehrter Herr Präsident, lieber Andreas liebe Schützen, verehrte Gäste, es sind schon wieder 3 Jahre vergangen und mir wird erneut die Ehre zuteil, hier vor Euch zu stehen. Dazu zunächst die besten Grüße von Rat und Verwaltung. Unser Bürgermeister und ich begrüßen Euch gemeinsam mit der Kirchengemeinde traditionsgemäß hier am Rathaus.

Bereits vor drei Jahren hatte ich um Verständnis geworben, weil ich zum Lesen eine Brille benötige; entweder sind die Arme zu kurz oder das Geschriebene ist zu klein, mittlerweile wahrscheinlich beides. Wie unschwer zu erkennen, hat sich daran nichts geändert; die erhoffte Spontanheilung ist bis heute ausgeblieben. Ganz im Gegenteil. Jetzt meint meine Frau sogar, dass ich auf dem rechten, also dem ihr regelmäßig zugewandten Ohr, offenbar nichts mehr höre. Es solle ihrer Ansicht nach wohl am Alter liegen. Wobei ich das bisher nicht nachvollziehen kann, denn mein linkes Ohr funktioniert einwandfrei und das versichere ich Euch, es ist nicht eine Stunde jünger als das rechte.

Im Großen und Ganzen ist der Ablauf dieses Jahres ja durchaus mit dem der Vorjahre vergleichbar. Hier draußen gibt es Überlebenstropfen in ausreichender Menge und Ihr habt hoffentlich keine falsche Bescheidenheit an den Tag gelegt. Drinnen war die Gesellschaft genauso angenehm, die Stimmung ebenfalls gut und die Schnittchen üppig belegt, aber, ich habe nur einen Korn bekommen. Und mein Gespür für Zahlen ist untrüglich. Ich war deshalb schon als Junge meiner Zeit weit voraus. Denn nur so kann ich mir erklären, warum seinerzeit in der 4. Klasse der Volksschule alle anderen 10 und ich schon 13 Jahre alt war.

Unsere Schützenfeste sind im Laufe der Zeit einem Wandel unterworfen, genauso wie wir, denn auch wir verändern uns. Die Ursprünge des Schützenwesens liegen bei den Bürgerwehren des Mittelalters. Diese Wehren hatten die Aufgabe, Hab und Gut gegen heranstürmende Feinde zu verteidigen. Es stand also von jeher die soziale Pflicht im Vordergrund. Denn in Notzeiten half nur gegenseitige Unterstützung und Kameradschaft um zu überleben. Diese Tradition prägt das Schützenwesen bis in die heutige Zeit. Dabei hat auch die Brauchtumspflege einen hohen Stellenwert und die Förderung der Geselligkeit in unserer dörflichen Gemeinschaft darf nicht zu kurz kommen.

Wir selbst haben, insbesondere in jungen Jahren, dem Fest voller Ungeduld entgegengesehen, steckte doch die Mobilität im Vergleich zu heute seinerzeit noch in den Kinderschuhen. Es gab zudem keine Sättigung geschweige denn Übersättigung mit gesellschaftlichen Veranstaltungen. Das Schützenfest war das herausragende Fest des gesamten Dorfes und ist es für die meisten von uns auch heute noch.

Es bereitete uns auch kaum Probleme, drei Tage mit vollem Einsatz dabei zu sein. Wobei es sich bei den Heidenerinnen und Heidenern offenbar um eine besonders zähe Volksgruppe handelt, denn diese setzt ja dem illustren Treiben mit einem weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten 4. Tag noch die Krone auf. Mann sprang von einer Hose in die andere und gegessen wurde aus Zeitersparnisgründen nur das zum Überleben Notwendige; der Platz im Magen wurde schließlich noch für andere Dinge dringender benötigt. Wichtig war einzig und allein, möglichst schnell wieder zum Fest zu kommen, weil auch das Schützenfest bevorzugt genutzt wurde, sich behutsam nach dem anderen Geschlecht umzuschauen zwecks möglicher Bindung, wünschenswerter Weise fürs ganze Leben.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals stolz wie Oskar einem väterlichen Freund gegenüber äußerte, ich habe jetzt auch eine Freundin und kann sagen, das ist scheinbar nicht ungefährlich, denn jetzt weiß auch ich, Liebe macht tatsächlich blind. Die knappe Entgegnung habe ich seinerzeit gar nicht richtig verstanden, heute ist mir längst alles klar: Musst du heiraten, kannst Du wieder gucken.

Ich weiß, es ist nicht fair, aber ähnlich verhält es sich, wenn meine Frau mir heute sagt, Du könntest mir auch mal wieder ein paar Blumen mitbringen. Es ist an sich schon traurig, dass sie es mir überhaupt sagen muss. Aber Hand aufs Herz, habt Ihr schon mal Jemand gesehen, der hinter der Straßenbahn herrennt, wenn er bereits drin sitzt? Dennoch sollten wir nicht zu bequem werden, wer weiß, ob der Schuss nicht eines guten Tages nach hinten losgeht.

Dann kam die Zeit nach Abschluss unseres Reifeprozesses. Häufig waren wir die Bindung fürs Leben bereits eingegangen. Alkohol tranken wir nur noch zu zwei Terminen, nämlich an den Tagen, die mit „g“ wie Günter enden und mittwochs; kleine Pause zum Nachdenken, weil heute Montag ist. In jener Zeit bevorzugten wir an geistigen Getränken die Variante kurz lang, nicht weil wir das so gerne mochten, nein, sondern weil wir uns nicht die gesamte Nacht um die Ohren schlagen wollten. Bei dieser Getränkekomposition konnten wir rechtzeitig mit unserer besseren Hälfte den Heimweg antreten. Was nehmen wir zur Sicherung des häuslichen Friedens nicht alles auf uns; und das, ohne Rücksicht auf das eigene Wohlbefinden und auch, ohne nur ansatzweise den uns dafür zustehenden Dank zu empfangen. Und seien wir ehrlich. Die Brauchtumspflege hat zweifellos einen hohen Stellenwert. Aber 4 Tage intensiver Pflege können einem mittlerweile durchaus zu schaffen machen, ja sogar dazu führen, dass Mann selbst

„Wenn Schützen Schützen schützen“

Ansprache von Bernd Schmidt am 13.08.2007

Sehr geehrter Herr Präsident, hochgeschätzte Majestäten, liebes Ehrenkönigspaar, verehrter Oberst Rohring, verehrtes Offizierskorps, allseits beliebter Vorstand und unentbehrlicher Festausschuss, liebe Schützen des Allgemeinen Bürger-Schützenvereins St. Georgius Heiden,

Guten Morgen!!!!!

Wer an dieser Stelle gehofft hat, das wär´s dann wohl, hat sich gründlich in den Finger geschnitten. Ein aufnahmebereites, hellwaches Publikum ist für einen Redner eine große Erleichterung für sein schweres Amt. Wieder einmal zeigt sich, gerade am Montagmorgen, dass erst nach zwei Tagen Schützenfestfeiern die Lebensgeister und damit auch die Aufnahmebereitschaft für anspruchsvolle Reden bei den Schützen dem Höhepunkt zustreben.

Daher ist es mir nicht bange, heute Morgen mit Euch ein interessantes, wichtiges und durchaus von der wissenschaftlichen Bedeutung her schwerwiegendes und ernstes Thema zu erörtern. Ein Thema, welches seit dem Bestehen unseres Schützenvereins gar nicht oder zumindest noch nicht in der gebührenden Weise diskutiert wurde.

394 Jahre, so alt ist unser Verein bereits, blieb die eigentliche Bedeutung, die grundlegende Sinnhaftigkeit des Schützenvereins, weitgehend im Verborgenen. Heute ist also der Tag, an dem wir gemeinsam nach den Grundlagen und dem Sinn des Schützenwesens forschen wollen. Folgt mir bitte auf eine wissenschaftlich fundierte und durchaus anspruchsvolle Exkursion.

Will man die Sinnhaftigkeit des Schützenwesens schlechthin ergründen, muss die Frage nach dem gestellt werden, was ein Schütze zu tun hat. Aus der Tätigkeit der Schützen erschließt sich sicherlich auch der Sinn, unter anderem auch der Sinn, weswegen wir heute Morgen hier herumstehen. Also ist die Frage: Was tut ein Schütze?

Vordergründig und leichtfertig argumentierende Pseudowissenschaftler tun diese Frage leichthin ab mit dem Hinweis auf: De doot doch blos suupen, danzen, Karussel föhrn, mehrmaols annen Dag dört Darp loopen, unsowidder.

Das kann es doch wohl nicht alleine sein. Der Sinn eines Schützen erschließt sich dem aufmerksamen Betrachter jedoch allein bereits aus der Namensgebung.

Schützen heißen Schützen, weil sie schützen!!!!

Dies ist der Dreh- und Angelpunkt unserer weiteren Betrachtung. Wenn wir erkannt haben, dass Schützen schützen, muss auch gefragt werden, was Schützen schützen. Wieder oberflächlich betrachtet, könnte man zu dem Ergebnis kommen: Schützen schützen Schützen. Aber dann wäre es ja reine Selbstverteidigung und der Schützenverein hieße Judoclub. Aber wenn Schützen nicht Schützen schützen, was schützen Schützen dann??

Durch langjährige Beobachtungen kam ich der Lösung dieser so wichtigen Frage näher. Es fiel mir auf, dass an den Umzügen, Paraden usw. ausnahmslos Männer teilnehmen. Schütze sein ist also eine reine Männerangelegenheit. Das lässt den Umkehrschluss zu, dass Frauen an den Umzügen, Paraden etc. nicht teilnehmen dürfen – und es bis auf den heutigen Tag auch nicht tun.

Wenn Frauen also keine Schützen sind, können sie sich also auch nicht selbst schützen. Also folgt daraus logisch und zwingend der Schluss, dass Schützen Frauen schützen.

Die Frage, die sich nun zwangsläufig anschließen muss, lautet daher: Warum schützen Schützen Frauen? Schützen schützen Frauen, weil sie eben ein schützenswertes Gut in unserer Gesellschaft sind. Daher ist es klar, dass in Vertretung für alle Frauen und Mädchen die Königin und die Ehrenkönigin in der Mitte der Schützen sich aufhalten und dadurch geschützt werden. Und der beste Schütze darf immer ganz dicht bei der Schützenkönigin sein und heißt Schützenkönig.

Wenn man es sich einmal überlegt ist es also ganz einfach zu beantworten, warum Schützen Schützen heißen. Dass zu dieser Erkenntnis insgesamt 394 Jahre notwendig waren, wundert mich doch ein wenig. Frauen stellen also einen Wert dar, der nicht unterschätzt werden darf und in der Tradition der Schützenvereine geachtet und bewahrt werden muss. Wer je daran gezweifelt hat, der trete jetzt bitte vor.

Bewahrung von Tradition und Werten war also immer schon Aufgabe von Schützenvereinen. „Ordnung, Eintracht und Frohsinn“ waren und sind Werte, die es zu erhalten gibt. Natürlich werden in den Zeitabläufen die Begriffe von „Ordnung, Eintracht und Frohsinn“ mit verändertem Inhalt – den veränderten Zeiten angepasst – versehen. Das ist auch gut so.

Denn wenn „Altes“ über die Zeiten unverändert bewahrt bliebe, würden wir im Staub der Zeit versinken. Veränderbare, also wandelbare, der Zeit entsprechende Werte in einer sich ändernden Welt zu schützen und zu bewahren, ist Aufgabe eines Gemeinwesens. Dieses Gemeinwesen wird außerordentlich stark durch das Vereinsleben geprägt. Wir in Heiden können mit Stolz sagen, dass es hier ein herausragendes Vereinsleben gibt. Alle Vereine ohne Ausnahme – und darüber hinaus insbesondere die große Anzahl der in den Vereinen Verantwortung tragenden, ehrenamtlich tätigen Personen – haben einen großen Anteil an der Erhaltung der so wichtigen Werte in unserer Gesellschaft. Dem Allgemeinen Bürger-Schützenverein St. Georgius Heiden kommt – allein schon wegen der besonderen, alle Bürgerschichten überspannenden Bindekraft – eine besondere umfassende Bedeutung zu. Der Schützenverein wirkt sogar auf mannigfaltige Weise auch zwischen den Schützenfesttagen als Bindeglied in unserer Gesellschaft.

Werteerhalt – so hatten wir festgestellt – ist besonders in der heut

Aone Tratt

von Johann Höing-Tücking

Bernd Flinks, dat is ne Schmitt,
an sik ne gudden Mann,
den Schlausten is he nich,
man süht´t em ook wal an.

As he noch in de Schole ging
– he is so old as ik –
een Fach, dat was total delängs:
dat was bi em Musik.

Vör Ostern was´t, wie mössen dann
alleen een Leedken singen,
un Bernd da satt al dreemaol an,
he konn den Ton nich finnen.

„Im schönsten Wiesengrunde“
daor woll he´t met probäern,
doch hörn sik dat so ähnlich an,
äs wenn twee Hunde räern.

He sung bloß düssen eenen Satz,
Magister, de wunk af,
an sein Gesicht, doar kopnn man sehn,m
wun Prädikat dat gaf.

Bernd harre no sien Beste daon,
bi düssen schwaoren Test,
bi seine Dööpe was jao ook,
nich Mozart Päte west.

De läste Kärmis hadd ik Pech,
moß achter Bernd maschäern,
wel ment, dat dat kin Kunststück is,
de laot´t es sölws probaern.

Musik, de hört he gar nich es,
geht sienen eegnen Tratt,
un datt de niemaols richtig ist,
daor bünk sölws dröwwer platt.

Sien´n Vördermann, de meek al Krach,
he träen em in de Hacken,
Bernd, de versoch ne Wlechselschritt,
dochh dat woll ook nich klappen.

Ik loop dann lieke achter em,
kann ook den Tratt nich finnen,
wann sonne Braddelvör di springt,
dann krigg man´t nie an´t Stimmen.

Ik praot em an: „Bernd, pass es up,
du wees doch wat Bescheed,
waorüm dat Walter Wehling vörn
so up de Trummel schleet!“

„Jao, jao“, segg Bernd, „dat hör ik wal,
doch kann ik nich verstaon,
häff dann dat dicke Trummelschlaon
wat met den Tratt te doon?“

Dat was te vull, ik brüll em an:
„Mein lieber Schütze Flinks,
beholl die datdie Läwen lang,
bi „Bums“ is´t ümmer links!“